Kanu-Wander-Theater: ROMEO UND JULIA

Kanu-Wander-Theater

Kultursommer Lauenburg, Einstieg Schmilauer Brücke

Premiere und weitere vier Vorstellungen am 15.o7.2016

Regie / Fassung / Text: Kerstin Steeb

Ausstattung: Anke Napierala

Mit: Lolaband, SambaZamba, SingSangSong, G-Breaker, Artgenossen, Sonnenstimmen, Theater im Stall, Luise Hansen, Tim Maas, Florentine Weihe, Moritz Grabbe, Malin Freytag, Niklas Bähnk, Julien Ziegeler, Ronny Berger u.v.m.

PRESSE

Von Eva Albrecht:

Das berühmteste Liebespaar der Welt stand im Mittelpunkt des Kanu-Wander-Theaters 2016. In 14 Stationen erlebte das paddelnde Publikum die tragische Liebesgeschichte von „Romeo und Julia“. Produzent Frank Düwel und Regisseurin Kerstin Steeb holten in ihrer Inszenierung das von Shakespeare im 16. Jahrhundert geschaffene Drama um die beiden Jugendlichen aus verfeindeten Familien auf allen Ebenen in die Gegenwart.

Mit ausgewählten Szenen aus dem Klassiker erfuhren die Zuschauer, worauf es in diesem Stück ankommt: dass „Liebe wagt, was irgend Liebe kann“ – gegen alle tradierten Vorurteile, Provokationen und Hassattacken. Dass Versöhnung in einer neuen Generation „ein Zeichen gegen Feindschaft“ mit „Konsequenzen für die ganze Welt“ sein kann, so Pater Lorenzos Worte. Schwarz und Weiß waren die Farben, an denen sich die aufs Blut verfeindeten Veroneser Häuser Montague (Romeos Familie) und Capulet (Julias Familie) gut auseinander halten ließen. Schwarz und Weiß symbolisierten jedoch nicht Böse und Gut – dazwischen standen Romeo und Julia mit ihrer großen Liebe und vielerlei charakterliche Schattierungen auch ihrer Begleiter. So kam etwa Romeos Narzissmus bei aller Melancholie und überschäumender Liebeslust durchaus zum Vorschein.

An allen Stationen zwischen der Schmilauer Brücke und dem Ziel am Pipersee erlebten die Beobachter ein sehr hohes schauspielerisches Niveau. Die Profis (die  Schauspieler Florentine Weihe und Moritz Grabbe in der Szene „Die Nachtigall“, Sopranistin Luise Hansen und Bariton Timotheus Maas auf dem  „Balkon“) funkelten dabei genauso wie die hervorragenden Amateure glänzten. Sie zeigten sich als Solisten wie in der Gruppe als beste Botschafter für ihre Häuser ( Theater im Stall aus Neu-Horst, Theater e.novum aus Lüneburg). Torben Appel vom Jugendclub des Theaters Lübeck (Szene „Der Tag ist heiß“) verdient für seinen tollen Monolog am Strand des Salemer Sees eine extra Erwähnung.

Alle Solisten und Backgroundakteure waren ausgezeichnet besetzt. Wie üblich waren die Paddler als Übermittler von Nachrichten eingebunden. Dass die Rolle der schwatzhaften Amme an allen Stationen von Männern gespielt wurden, erheiterte das Publikum sehr. Es bereitete nicht weniger Freude, die SingSangSong-Sängerinnen auch als Julias Anstandsdamen zu erleben. In Vor- und Rückblenden erfuhren die Zuschauer an einigen Stellen, was (ungesehen) als nächstes passieren würde oder kurz zuvor geschehen war. Das sicherte das Verständnis der szenischen Ereignisse – ein feiner Kniff.

Die junge, erfrischende Spielkunst der Protagonisten und ihrer Freunde bzw. Feinde (hier u. a. beeindruckende Battles in Wort und Artistik vom Sportprofil der LGS Ratzeburg und den Lauenburger G-Breakern) ließen die Theatertour zum Genuss werden. Eine wichtige atmosphärische Rolle spielte die Akzentuierung durch die Musik – Auswahl und Interpreten passten wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Shakespearsche Sprache war kaum angesagt – es wurde geredet, wie die Jugend heute so spricht (auch Meister Shakespeare hatte seinerzeit gern mit der Konvention gebrochen).

Dramaturgische Highlights setzten Romeos Überquerung des Schaalseekanals mit dem großen Publikumskanadier und – absoluter Hammer – das Finale in der „Gruft“ unter der letzten Brücke vor dem Ausstieg. Mit Julia und Romeo empfanden die Zuschauer, wie wenig Raum am Ende zwischen Leben und Tod bleibt. Dazu der A-cappella-Gesang der ARTgenossen als Backgroundchor mit Halleffekt – fantastisch. Man musste wirklich dazu aufgefordert werden, die Szene zu verlassen …

FOTOS (Volker Lüdke)

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