IL RAPPRESENTATIONE DI ANIMA E DI CORPO
Emilio Cavalieri
03.12.2017 St. Salvatoris Clausthal-Zellerfeld
04.12.2017 Dom Bad Gandersheim
Solisten: Johannes Euler, Sebastian Franz, Florian Götz, Julia Kirchner, Florian Lohmann, Mathias Tönges
Kammerchor an der TU Clausthal e.V.
Göttinger Barockorchester
Kerstin Steeb, Inszenierung
Antonius Adamske, Musikalische Leitung
PRESSE:
Gelungene Inszenierung in St. Salvatoris
Es war ein nicht nur ein musikalischer Leckerbissen. Die Inszenierung des Kammerchors der TU Clausthal mit dem Göttinger Barockorchester und sechs Solisten am Samstagabend war ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Vor allem Emilio de‘ Cavalieris „Rappresentatione di Anima, et di Corpo“ kam einer Opernaufführung gleich, die es in der Zellerfelder St. Salvatoriskirche so noch nicht gegeben haben dürfte.
Bildgewaltiges Spiel von Körper und Seele
Clausthal-Zellerfeld. Um es vorweg zu nehmen: Mit rund 120 Zuhörern war die St. Salvatoriskirche nicht ausverkauft. Somit haben eine Menge Leute am Samstagabend eine Inszenierung verpasst, die ihresgleichen sucht.
Eine Inszenierung? Ja, denn das, was der Kammerchor an der TU Clausthal, das Göttinger Barockorchester und sechs Solisten boten, wäre mit dem Begriff Konzert äußerst ungenügend beschrieben. Die Auszüge aus Claudio Monteverdis „Selva morale e spirituale“ und vor allem Emilio de‘ Cavalieris „Rappresentatione di Anima, et di Corpo“ waren nicht nur ein musikalischer Leckerbissen, sondern auch ein farbenreiches Schauspiel.
Dabei wird dem Publikum weniger Monteverdi in Erinnerung bleiben. Natürlich boten Chor, Orchester sowie Julia Kirchner (Sopran), Johannes Euler (Altus), Florian Lohmann und Sebastian Franz (Tenor) sowie Florian Götz und Mathias Tönges (Bariton) mit dem Werk aus dem frühen Barock heutzutage eher selten Gehörtes. Vor allem Instrumente wie Gamben, Bass-Posaune und Cembalo verstärkten den barocken Klang.
Doch von der Aufführungsart kamen die vier Kompositionen nachgerade bieder daher, so wie sich das Ensemble im Dämmerlicht vor dem dahinter hell erleuchteten, aber in der Adventszeit geschlossenen Tübke-Altar sehr konventionell präsentierte. Das sollte sich nach der Pause grundlegend ändern.
Was das Publikum dann zu hören und zu sehen bekam, kam einer Oper gleich, die den kompletten Kirchenraum für sich in Anspruch nahm. Gesamtleiter Antonius Adamske hat extra mit Kerstin Steeb eine Regisseurin an die Seite geholt, die für die szenische Umsetzung der Musik sorgte.
Der erst 25-jährige Adamske hatte im Vorjahr angekündigt, ein Werk zu präsentieren, dass dieSt. Salvatoriskirche ausfüllen soll. Das ist dem engagierten Dirigenten, der aus der Mitte alles zusammenhält, mit der Umsetzung von Cavalieris Spätwerk bestens gelungen.
Im dezent in violett und orange ausgeleuchteten Kirchenschiff spielen Chor und Solisten ihre Rollen vor und im Publikum. Die Zuhörer finden sich auf einmal umzingelt vom Kammerchor wieder, der in den Solostücken behände die Positionen wechselt, um dann wieder als Engelschor von der Empore zu singen.
Mit großer Spiellust gehen dabei die Solisten zu Werke. Die Zuhörer erschrecken nachgerade, als das Vergnügen mit zwei Begleitern (Euler, Lohmann und Tönges haben sich unter das Publikum gemischt) mit Weinflaschen in der Hand aufspringt und Körper und Seele (Götz und Kirchner auf der Kanzel) von den Verlockungen des Irdischen überzeugen will. Besonders Altus Johannes Euler beeindruckt dabei mit einem ungewöhnlich voluminösen Falsett. Aber auch sonst breiten alle Teile des Ensembles mit ihren ständig wechselnden Positionen, Echos und satten Klangteppichen einen Hörgenuss in der gesamten Kirche.
Am Ende sind sich Körper und Seele einig, sich den Himmel verdienen zu wollen, das Publikum bedankt sich nach knapp drei Stunden mit minutenlangen, stehenden Ovationen. Auch die Zuhörer, wie Pastor André Dittmann oder Hochschulpfarrer Dr. Heiner Wajemann, sind sich einig: Eine solche Aufführung hat St. Salvatoris noch nicht erlebt.
Goslarsche Zeitung, 4.12.2017, Eike Bruns
Beitragsbild von Daniel Fuchs