LES ENFANTS TERRIBLES
Tanzoper von Philip Glass
nach Jean Cocteau
Erstaufführung in Hamburg Dezember 2011
Abschlussinszenierung im Forum der HfMT Hamburg
In der Vertrautheit ihres Zimmers spielen die Geschwister Paul und Elisabeth ein ausgefeiltes Spiel. Hier finden sie Vertrautheit, Nähe und Schutz. Es ist ihre eigene Wirklichkeit, die sie brauchen, und nur wie durch einen Schleier dringt die Außenwelt zu den beiden Spielern durch. Die Freunde Gérard und Agathe, die manchmal zu Besuch kommen, bleiben Statisten, die man bei Gelegenheit schneller entsorgt, als man sie sich ins Spiel geholt hat. Aber was als Kinderspiel begann schlägt in tödlichen Ernst um, als Paul und Elisabeth aufhören, Kinder zu sein.
Nach der Novelle von Jean Cocteau hat Philip Glass eine Tanzoper über die Sehnsucht nach Geborgenheit und den Verlust der Unschuld geschaffen, die jeden unmittelbar angeht, der selbst einmal ein spielendes Kind gewesen ist.
Les Enfants Terribles auf NDR Kultur
Ankündigung im Abendblatt
Ankündigung in der concerti
Ankündigung in der Welt am Sonntag
Musikalische Leitung /// Leon Gurvitch
Regie und Choreografie /// Kerstin Steeb
Bühne und Kostüm /// Margarethe Mast
Dramaturgie /// Stephan Krautwald
Filmteam /// Kathrin-Marie Schnell, Jakob Mücher, Oliver Schlienz, Julian Müller-Scheffsky, Clemens Majunke
Ton /// Martin Grimm
Klavier /// Daria Iossifova, Aleksandra Laptas, Hanne Franzen
Elisabeth /// Luise Hansen
Paul /// Andreas Heinemeyer
Gérard /// Masanori Hatsuse
Agathe /// Johanna Krödel
Tänzer /// Signe Koefoed, Jascha Viehstädt
Stimme Cocteaus /// Hannes Hellmann
Kinder im Film /// Sahra Malou Golz, Karlsson Steeb
Kindheitserinnerung: Das Geschwisterpaar in der Badewanne
KRITIKEN:
Hamburger Abendblatt, 10.12.2011, TRS
(…) In einer sehr sehens- und hörenswerten Aufführung entfaltet Steeb im materialreichen Bühnenbild von Margarethe Mast eine Pathologie der Nähe, die über die absurde Versuchsanordnung einander in symbiotischer Hassliebe zugetaner Geschwister weit hinausweist – zu all denen, die sich leidend unvollständig fühlen ohne ihre Zwillingsseele.
(…) Das Tanzpaar spiegelt auf der kinetischen Ebene die leidenschaftliche Anziehung und Abstoßung der Geschwister und sorgt durch unablässiges Herbeischaffen von Messie-Material – Stofffetzen, Plastikplanen, Zeitungsstapel – für die zunehmende Möblierung der Bühne mit Gegenständen tiefen Unbehaustseins. (…)
Godot. Das Hamburger Theatermagazin, 11.12.2011, Sören Ingwersen
(…) n der Hochschule für Musik und Theater inszeniert Regisseurin Kerstin Steeb die selbstzerstörerische Symbiose zwischen Elisabeth (Luise Hansen) und Paul (Andreas Heinemeyer) als eindringliches Kräftespiel zweier Menschen, die sich dem Erwachsenwerden widersetzen.
(…) Die beiden Tänzer sind es auch, die die Gerüste nach und nach in wüste Skulpturen aus Plastikplanen, Leinentüchern und Kartonpappe verwandeln. Als Elisabeth und Paul gemeinsam in der Badewanne Sex haben, ist ihr Domizil längst zu einer Mischung aus Baustelle und Müllhalde geworden, aus der es keinen glücklichen Ausweg mehr zu geben scheint.
Glücklich hingegen haben Regisseurin und Choreografin Kerstin Steeb sowie Leon Gurvitch als musikalischer Leiter dieses Stück über den Verlust kindlicher Unschuld und ein sehr französisches Intrigantenpärchen auf die Bühne gebracht. Ein wenig Geduld auf Seiten der Besucher ist bei diesem 100-minütigen Einakter der Einsatz, der sich am Ende auszahlt.
Die Welt, 10.12.2011, Frank Keil
(…) Im Theatersaal der Hochschule steht ein Bühnenbild aus Baugerüsten, wie sie gebraucht werden, wenn Fassaden ausgebessert oder neu gestrichen werden sollen. Schweres Gestänge, leicht zu bewegen. Darauf, darunter, dazwischen: Paul und Elisabeth; mal in inniger Verbundenheit einander zugetan, mal hasserfüllt. Parallel und sehr aktiv dazu der Tänzer und die Tänzerin Jascha Viehstädt und Signe Golz: Beherzt wühlen sie im Müll, ziehen Plastikplanen auseinander, basteln daraus kleine Nischen und Ecken. Ja, das Leben ist eine Baustelle und wird es immer bleiben, egal, wie sehr ein jeder von uns sich jeden Tag anschickt, wenigstens die Küche aufzuräumen. Der Dirigent Leon Gurvitch wird beim Dirigieren gefilmt, in luftiger Höhe hängen zwei Urnen, in einem Aquarium schwimmt eine gelbe Plastikente. Die Kamera wackelt. Sonor spricht die Stimme von Hannes Hellmann Zitate aus dem Text.(…)
FOTOS:
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